Leben in Gott

(Teil 3) Hier weitere Zitate und Aussprüche des heiligen Pfarrers von Ars (unter Berücksichtigung der neuen Rechtschreibung zitiert nach: Frossard, Janine, Ausgewählte Gedanken des heiligen Pfarrers von Ars, 6. Aufl., Leutesdorf 1992, S. 43ff.), die uns zu einem christlichen Leben in Gott anleiten und ermutigen. Sie können uns durch die Fastenzeit begleiten und auf Ostern vorbereiten:

Umkehr und Verzeihung, Vermessenheit und Verzweiflung
„Manche erhoffen zu viel auf dieser Welt, andere wieder nicht genug.
Es gibt welche, die sagen: ‚Ich werde jene Sünde noch einmal begehen. Es kostet mich bei einer Beichte ebenso wenig, ob ich ‚viermal‘ sage oder ‚dreimal‘.‘ Es ist, wie wenn ein Kind zu seinem Vater sprechen würde: ‚Ich gebe dir gleich vier Schläge ins Gesicht; denn es kommt auf das Gleiche heraus, wie wenn ich dir nur einen gäbe. Ich muss dich lediglich um Verzeihung bitten.‘
Der liebe Gott ist nicht grausam, Er ist aber gerecht. … Es gibt sowohl für die Gnade als auch für die Sünde ein Maß; ist es voll, dann zieht Gott sich von uns zurück. Was würdet ihr von einem Vater halten, der ein böses Kind genauso behandelt wie ein artiges? … So wäre auch Gott nicht gerecht, wenn Er keinen Unterschied zwischen denen machen würde, die Ihm dienen, und denen, die Ihn beleidigen.
Heute gibt es so wenig Glauben in der Welt, dass man entweder zu viel hofft oder verzweifelt. Manche sagen: ‚Ich habe so viel Böses getan, dass mir Gott nicht mehr verzeihen kann.‘ Meine Kinder, das ist eine große Gotteslästerung. Hier wird der göttlichen Barmherzigkeit eine Grenze gesetzt, und sie ist doch grenzenlos und unendlich. Wenn ihr so viel Böses getan hättet, dass daran die Seelen einer ganzen Pfarrei zugrunde gingen, würde der liebe Gott es euch verzeihen, wenn ihr aufrichtig beichtet, es von Herzen bereut und den Vorsatz habt, es nicht wieder zu tun.
Unser Herr ist wie eine Mutter, die ihr Kind auf ihren Armen trägt. Dieses Kind ist böse, stößt seine Mutter mit Füßen, beißt und kratzt sie. Die Mutter aber achtet gar nicht darauf. Sie weiß, wenn sie es losließe, würde es fallen… Seht ihr, so ist unser Herr… Er erträgt unsere Anmaßung; Er verzeiht unsere Torheit, denn Er hat Mitleid mit uns, obwohl wir dessen nicht wert sind.
Der liebe Gott ist ebenso bereit, uns zu verzeihen, wenn wir Ihn darum bitten, wie eine Mutter bereit ist, ihr Kind aus dem Feuer zu ziehen“ (ebd., S.54f.).
Die heilige Eucharistie
„Niemals wären wir auf den Gedanken gekommen, Gott um Seinen eigenen Sohn zu bitten. Wovon der Mensch sich keine Vorstellung machen konnte, das tat Gott. Er sprach, plante und verwirklichte in Seiner Liebe, was der Mensch weder aussprechen noch ausdenken konnte, was er nie gewagt hätte sich zu wünschen. Hätten wir uns je getraut, Gott zu bitten, er möge für uns Seinen Sohn sterben lassen und uns Sein Fleisch zu essen und Sein Blut zu trinken geben?
Ohne die göttliche Eucharistie gäbe es kein wahres Glück in dieser Welt. Das Leben wäre nicht zu ertragen. Unsere Freude und Seligkeit bekommen wir mit der heiligen Kommunion.
Der liebe Gott, der sich im Sakrament Seiner Liebe uns schenken will, gab uns ein starkes, tiefes Verlangen, das nur Er zu stillen imstande ist… Würden wir diesem Sakrament keine Beachtung schenken, so wären wir wie ein Verdurstender am Flussufer; er bräuchte sich nur zu bücken …, oder wie jemand, der neben einem Schatz verarmt, weil er seine Hand nicht ausstreckt.
Könnten wir Christen doch verstehen, was der Herr uns sagt: ‚Trotz deiner Erbärmlichkeit möchte ich dich aus nächster Nähe sehen, deine schöne Seele, die ich für mich erschaffen habe. So groß habe ich sie gemacht, dass nur ich sie auszufüllen vermag, so rein, dass nur mein Leib für sie Nahrung sein kann.‘
Meine Kinder, es gibt nichts Größeres als die Eucharistie. Wie ein Staubkorn vor einem Gebirge sind alle guten Werke auf Erden im Vergleich zu einer einzigen würdigen Kommunion.
Könnte das Menschenherz alle in der heiligen Kommunion eingeschlossenen Reichtümer ausschöpfen, so benötigte es nichts weiter, um glücklich und zufrieden zu sein. Der Geizige liefe nicht mehr dem Gelde nach, und den Ehrgeizigen triebe es nicht mehr nach äußeren Ehren. Jeder würde gerne die Erde verlassen, den Staub von seinen Schuhen schütteln und dem Himmel entgegeneilen.
Wer die heilige Eucharistie empfängt, verliert sich in Gott wie ein Wassertropfen im Ozean. Man kann sie nicht mehr voneinander trennen. Wenn nach der Kommunion uns jemand mit der Frage überraschte: ‚Was tragt ihr mit euch nach Hause?‘, so könnten wir antworten: ‚Wir tragen den Himmel mit uns fort.‘ … Doch unser Glaube ist nicht groß genug. Wir begreifen unsere Würde nicht. Wenn wir vom heiligen Tisch weggehen, sind wir so glücklich, wie es die drei Weisen aus dem Morgenland gewesen wären, wenn sie das Jesuskind mit sich fortragen hätten können… Wer hier überhaupt nichts empfindet, ist zu bedauern.
Mir gefällt es nicht, wenn jemand sofort nach dem heiligen Mahl zu lesen beginnt… Warum jetzt Menschenworte, wenn Gott zu uns spricht? …
Füllt eine Flasche mit Wein und verkorkt sie gut, so könnt ihr den Wein aufbewahren, solange ihr wollt. Ähnlich könnt auch ihr nach der Kommunion in euch den Herrn bewahren und lange jenes Feuer spüren, das die Liebe zum Guten und Abscheu gegen das Böse im Herzen wachhält…“ (ebd., S. 56ff.).
Über den öfteren Empfang der heiligen Kommunion
„Meine Kinder, alle Geschöpfe brauchen Nahrung, um zu leben – auch die Seele …
Als Gott unserer Seele Speise geben wollte, um sie auf ihrer Pilgerschaft zu stärken, ließ Er Seinen Blick über die Schöpfung streifen: aber Er fand nichts, was der Seele würdig gewesen wäre. Dann fasste Er in Seinem Innern den Entschluss, sich selbst zu schenken… Oh meine Seele, wie groß bist du, da nur Gott dich zufriedenstellen kann! … Die Nahrung der Seele ist der Leib und das Blut Gottes! Oh wunderbare Nahrung! Die Seele kann sich nur von Gott nähren. Nur Gott kann sie sättigen, nur Er ihren Hunger stillen. Für sie ist Gott absolut notwendig.
Wie glücklich sind die reinen Seelen, die die Gnade haben, sich mit unserm Herrn in der Kommunion zu vereinen. Im Himmel werden sie wie herrliche Diamanten strahlen, weil Gott sich in ihnen schauen wird.
Man spürt es, wenn eine Seele das Sakrament der Eucharistie würdig empfangen hat. Sie ist so in Liebe versunken, von ihr durchdrungen und verändert, dass man sie in ihrem Handeln und in ihren Worten nicht wiedererkennt. … Sie ist demütig, liebenswürdig und bescheiden; sie ist in friedlichem Einklang mit der ganzen Welt. Sie ist eine zu den größten Opfern fähige Seele.
Geht deshalb zur heiligen Kommunion, meine Kinder, empfangt Jesus mit Liebe und Vertrauen! Lebt von Ihm, um für Ihn zu leben. Sagt nicht, ihr hättet zu viel Arbeit. Hat nicht der göttliche Erlöser gesagt: ‚Kommet alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich werde euch erquicken.‘ Wie könnt ihr eine so liebevolle Einladung zurückweisen. Sagt nicht, ihr wäret ihrer nicht wert. Ja, es ist wahr, ihr habt sie nicht verdient, aber ihr braucht sie. Wenn Gott darauf gesehen hätte, ob wir ihrer würdig sind, Er hätte das wunderbare Sakrament Seiner Liebe niemals eingesetzt; … Er aber hat unsere Not gesehen … Er verschenkt Sein Herz, um uns zu lieben. Ein Hauch von zärtlicher Barmherzigkeit strömt aus diesem Herzen, um die Sünden der Welt hinweg zu nehmen.
Können wir nicht in die Kirche kommen, so wenden wir uns dem Tabernakel zu. Der liebe Gott kennt keine Mauer, die Ihn hindern könnte …
Meine Kinder, wenn wir den Wert der heiligen Eucharistie wirklich verstünden, würden wir die kleinsten Sünden meiden, um das Glück zu haben, den Leib des Herrn öfters empfangen zu dürfen. Wir würden unsere Seele immer rein bewahren“ (ebd., S. 59ff.).
Unser Herr, im Tabernakel verborgen, wartet darauf, dass wir mit unseren Bitten zu Ihm kommen… Er ist hier, um uns zu trösten… Wenn immer Er reine Seelen in aufrichtiger Hingabe kommen sieht, lächelt Er ihnen entgegen… Hört, meine Kinder, wenn ihr während der Nacht aufwacht, begebt euch schnell im Geist vor den Tabernakel… Erblicken wir unterwegs eine Kirche, so soll ihr Anblick unser Herz höher schlagen lassen (ebd., S. 62f.).
„Die Kommunion! … Oh, welche Ehre erweist Gott Seinem Geschöpf!“ (Ebd., S. 82).
Die Sendung der Priester
„‘Geht hin‘, sagt unser Herr zu den Priestern, ‚wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch… Alle Macht ist mir gegeben im Himmel und auf Erden. Geht hin und lehret alle Völker! … Wer euch hört, hört mich, wer euch verachtet, verachtet mich.‘ …
Der heilige Bernhard betont, dass alles durch Maria uns zuteil wurde. Ebenso kann man sagen, dass alles uns durch den Priester zuteil wird … Wenn es nicht das Sakrament der Priesterweihe gäbe, hätten wir Gott unseren Herrn nicht bei uns … Die heilige Jungfrau kann Ihren göttlichen Sohn nicht in die Hostie herabsteigen lassen. Und hättest du zweihundert Engel an deiner Seite, sie könnten deine Sünden nicht von dir nehmen. Ein Priester – und sei er noch so schlicht und einfach – vermag es… wo es keinen Priester mehr gibt, gibt es kein heiliges Opfer mehr, und wo es kein heiliges Opfer mehr gibt, stirbt die Religion … Wenn ihr einen Priester seht, denkt an unseren Herrn Jesus Christus!“ (ebd., S.64f.).
Gottesliebe ist Gotteserkenntnis
Der Mensch ist für die Liebe erschaffen und kann nicht ohne Liebe leben. Entweder liebt er Gott oder er liebt die Welt. Wer Gott nicht liebt, hängt sein Herz an Dinge, die wie Rauch vergehen.
Je mehr wir die Menschen kennen lernen, desto weniger lieben wir sie. Bei Gott ist das Gegenteil der Fall… Dieses Erkennen entzündet in unserer Seele ein solches Feuer der Liebe, dass sie nichts stärker lieben und ersehnen kann als Gott…
Die Liebe Gottes ist ein Vorgeschmack des Himmels… Dass wir uns so unglücklich fühlen, kommt daher, dass wir Gott nicht lieben.
Doch so mancher hat Glück und Erfolg im Leben, der Gott nicht liebt und nicht zu Ihm betet. Das ist kein gutes Zeichen. Er hat neben vielem Bösen auch Gutes getan; dafür entschädigt ihn der gerechte Gott schon in diesem Leben.
Wir sollten es machen, wie die Hirten im Winter auf den Feldern: sie zünden ein Feuer an und tragen von Zeit zu Zeit von allen Seiten eifrig Holz herbei, damit es nicht erlöscht. Wenn wir, ähnlich wie die Hirten, es verstünden, durch Gebet und gute Werke das Feuer der Gottesliebe in unserem Herzen zu schüren, würde auch dieses in uns nie erlöschen (ebd., S. 66).
Das Kreuz
„Leiden müssen wir, ob wir wollen oder nicht. Die einen leiden wie der gute Schächer, die anderen, wie der böse… der eine verstand es, sein Leiden fruchtbar zu machen: er nahm es im Geiste der Buße an, und als er sich zu dem gekreuzigten Heiland wandte, hörte er aus dessen Mund die wunderbare Verheißung: ‚Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.‘
Im Gegensatz zu ihm stieß der andere Flüche, Verwünschungen und Gotteslästerungen aus und starb in schrecklichster Verzweiflung.
Es gibt ein zweifaches Leiden, nämlich ein liebendes und ein ablehnendes. Die Heiligen litten geduldig, freudig und standhaft; denn sie liebten. Wir leiden mit Zorn, Ärger und Überdruss, weil wir nicht lieben. Wenn wir Gott liebten, würden wir uns freuen, leiden zu dürfen aus Liebe zu Ihm, der so viel für uns leiden wollte.
Ihr sagt, das sei schwer… Seht meine Kinder, auf dem Weg des Kreuzes fällt einem nur der erste Schritt schwer. Die Furcht vor den Kreuzen ist unser schlimmstes Kreuz…
Versteht dies gut, meine Kinder: wer dem Kreuz gefasst und tapfer entgegensieht, dem wird es seltener begegnen. Und wenn es ihm begegnet, wird es ihn nicht unglücklich machen. Als Liebender nimmt er es auf sich, mutig trägt er es und wird eins mit unserem Herrn. Es reinigt ihn und nimmt seiner Seele die Anhänglichkeit an diese Welt. Die Leiden helfen ihm in seinem Leben hinüber zum Ufer der ewigen Glückseligkeit wie eine Brücke über den Strom…
Die Krankheiten, Versuchungen, Schmerzen sind die Kreuze, die uns zum Himmel führen. Das alles wird bald vorüber sein… Richtet euren Blick auf die Heiligen… Der Herr ist uns Vorbild… Folgen wir unserem Herrn, der uns vorangegangen ist.
Das Kreuz ist die Leiter zum Himmel… Welch ein Gewinn für das Sterben! Wie gut stirbt es sich, wenn man unter dem Kreuz gelebt hat!
… Könnten wir acht Tage im Himmel verbringen, wir würden den Wert dieses gegenwärtigen Leidens begreifen. Wir würden das Kreuz nicht zu schwer, die Prüfung nicht zu schmerzlich finden…“ (ebd., S. 67ff.).
„Was bedeuten zwanzig, dreißig Jahre im Vergleich zur Ewigkeit? … Einige Demütigungen, Kränkungen und verletzende Worte. Was zählt das schon.
Wen Gott liebt, für den sind Prüfungen keine Strafen, sondern Gnaden… Die Bereitschaft zu leiden bringt uns an den Fuß des Kreuzes, und das Kreuz bringt uns an die Pforte des Himmels.
Es gibt keine Glücklicheren auf dieser Erde als jene, die den Seelenfrieden besitzen. Inmitten ihrer Leiden kosten sie die Freude der Kinder Gottes… So fließt aus der Presse unseres Leidens ein Wein, der die Seele nährt und stärkt.
Die Kinder dieser Welt sind voll Sorge, wenn sie das Kreuz heimsucht. Die guten Christen machen sich Sorge, wenn es ferne von ihnen ist. Der Christ lebt inmitten der Kreuze wie der Fisch im Wasser…
Alle Leiden sind süß, wenn man vereint mit dem Herrn leidet.
Das Kreuz umfasst die ganze Welt… Für jeden gibt es einen Teil davon.
Vereint mit Jesus Christus, vereint im Kreuz. In dieser Einheit liegt unser Heil.
Nur die Kreuze werden uns beim Letzten Gericht ermutigen. Da werden wir uns freuen über die leidvollen Tage hier auf Erden, stolz sein auf erlittene Demütigungen und reich sein wegen unserer Opfer und Entsagungen“ (ebd., S. 95f.).

 

(Fortsetzung folgt)

Thomas Ehrenberger

 

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